Einen guten Morgen wünsch ich den digitalen Weiten!
Sachen gibts, die gibts gar nicht. Zum Beispiel eine Ärzte-Nummer, die mir gefällt. Um hier kurz meine Abneigung über die Ärzte ein bisschen genauer auszuführen: textlich schätze ich ihre "Operationen" (...das ist jetzt eine Metapher für Lieder... weil der Bandname "die Ärzte" ist... klar? versteht ihr?) durchaus und ihre Botschaften sind oftmals gelungen, wichtig und pädagogisch wertvoll. Ich denke beispielsweise an dieses Lied hier. Wer eine Dorfgemeinschaft kennt, weiß, was ich meine. Die Melodien, die ihre Texte untermalen, gefallen mir jedoch oftmals nicht, sind nach unzähligen Partys bis zur Unendlichkeit satt gehört und klingen, rein subjektiv gesprochen, oftmals als ob jemand eine Ukulele auf einem Raststädtenklo vergewaltigt.
Sachen gibts, die gibts gar nicht. Zum Beispiel eine Ärzte-Nummer, die mir gefällt. Um hier kurz meine Abneigung über die Ärzte ein bisschen genauer auszuführen: textlich schätze ich ihre "Operationen" (...das ist jetzt eine Metapher für Lieder... weil der Bandname "die Ärzte" ist... klar? versteht ihr?) durchaus und ihre Botschaften sind oftmals gelungen, wichtig und pädagogisch wertvoll. Ich denke beispielsweise an dieses Lied hier. Wer eine Dorfgemeinschaft kennt, weiß, was ich meine. Die Melodien, die ihre Texte untermalen, gefallen mir jedoch oftmals nicht, sind nach unzähligen Partys bis zur Unendlichkeit satt gehört und klingen, rein subjektiv gesprochen, oftmals als ob jemand eine Ukulele auf einem Raststädtenklo vergewaltigt.
"Ist mir zu popig", meinte eine Freundin dazu und vielleicht ist gerade das der Grund, warum ich dieses Lied, nach seiner gestrigen zufälligen Entdeckung, ganz gerne mag. Darüber hinaus finde ich auch das Musikvideo ganz amüsant.
Video:
Lyrics:
Man sieht sie gern am Wochenende
Sportlich moderne Herren mit heißem Blick
Sie zerren frisch gestrichene Damen
Auf die Tanzflächen der Republik
Das Balzverhalten erwachsener Menschen
Ist interessanter als so mancher glaubt
Von Brusthaartoupet bis Botoxmaske
Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt!
Männer und Frauen sind das nackte Grauen
Wie sie sich stundenlang tief in die Augen schauen
Und die Frauen anderen Frauen ihre Männer klauen
Und die Männer an den Frauen ihren Frust abbauen
Denn Männern und Frauen ist zuzutrauen
Das sie sich gegenseitig gerne die Nacht versauen
Wenn sie schmachten bis zum Morgengrauen
Und dann doch wieder allein nach Haus abhauen
Sie liegen schon Mittags in den Büschen
Nachts kann man kaum noch durch den Stadtpark gehen
Romantische Schwärmer nennen es Liebe "ich würde sagen"
Hier kann man Hormone bei der Arbeit sehen
Und wenn sie die Beleuchtung dimmen
Eine Nation im Stangenfieber
Im Frühling ist´s besonders schlimm
Darum ist mir der Winter einfach lieber
Denn Männer und Frauen sind das nackte Grauen
Wie sie sich stundenlang tief in die Augen schauen
Und die Frauen anderen Frauen ihre Männer klauen
Und die Männer sowieso nur "Häuser" bauen
Manche Männer lieben Männer, Manche Frauen eben Frauen
Da gibt's nichts zu bedauern und nichts zu stauen
Das ist genau so normal wie Kaugummi kauen
Doch die meisten werden sich das niemals trauen
Rhetorisches und so:
Der Aufbau hat mir gewisse Schwierigkeiten bereitet, man hätte das Ganze zwecks der Übersicht wohl auch in vierzeilige Strophen gliedern können, jedoch scheint mir der Refrain semantisch zusammengehörig, weshalb ich ihn zusammen geschrieben habe. Die ersten beiden Strophen reimen sich nach dem Schema "abcb". Der darauf folgende erste Refrain ist im sauberen Endreim gehalten, genauer sogar ein Haufenreim. Es folgen wieder zwei "abcb" Strophen und zum Abschluss folgt ein weiterer Refrain im Haufenreim. Spannend finde ich, dass sich der Refrain auch inhaltlich ändert.
Die erste Strophe trumpft schon mit einer Alliteration "sieht sie" auf. Eines der beiden Adjektive in "sportlich moderne Herren" könnte man unter Umständen als Epitheton Ornans (schmückendes Beiwort) bezeichnen. "Heißer Blick" ist eine tote Metapher. Eine ganz wundervolle Metapher folgt in der nächsten Zeile: "frisch gestrichene Frauen" für stark geschminkte Frauen. In der letzten Zeile halte ich die "Republik" einfach für eine Verallgemeinerung. Paradigmatisch könnte man die Republik gut durch "überall", "im ganzen Land" etc. ersetzen.
Die zweite Strophe bietet vergleichsweise wenig Spannendes, lediglich das Sprichwort in der letzten Zeile "Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt".
Im zweiten Refrain macht die Wiederholung der Wortgruppe "Männer und Frauen" auf sich aufmerskam. Man kann von einer Repetitio sprechen. Eine Metapher ist "Männer und Frauen sind das nackte Grauen", eine tote Metapher ist "tief in die Augen schauen". Lustig finde ich in diesem Refrain auch die Doppeldeutigkeit: "versauen" ist hier zwar negativ im Sinne von "etwas nicht erreichen" gemeint, meines Erachtens schwingt aber auch das Konnotat "versaut" mit. Auch die Tageszeiten kommen als Motiv vor, die später wieder aufgegriffen werden.
In der folgenden Strophe findet sich die nächste Doppeldeutigkeit: "In den Büschen liegen" könnte natürlich auf sexuelle Handlungen hindeuten, andererseits bedeutet es aber auch "lauern, warten". Als Evidenz würde ich "mittags in den Büschen, abends im Park - Liebe/Hormone" sehen. Der Gedankengang es sei "Hormontreiben" wird durch die Aufzählung der beiden Tageszeitenbeispiele erklärt. "Romantische Schwärmer nennen es Liebe, ich würde sagen hier kann man Hormone bei der Arbeit sehen" ist Zynismus, vielleicht sogar Sarkasmus. Das "Romantisch" der Schwärmer ist ist übrigens wieder ein Epitheton Ornans, also ein schmückendes Beiwort.
In der nächsten Strophe findet sich ein sehr romantisch konnotiertes Bild: "Die Beleuchtung dimmen".
"Nation" ist wie schon "Republik" eher als Verallgemeinerung, denn als tatsächliche rechtsstaatliche Bezeichnung zu sehen. "Stangenfieber" ist offenbar ein Synonym für "notgeil" oder einen erigierten Penis. Möglich, höre ich hier zum ersten Mal. Die Tageszeiten werden hier interessanterweise durch Jahreszeiten "Frühling" und "Winter" ersetzt.
Im zweiten Refrain wird das "nach Haus" des erstens Refrains mit "Häuser bauen" wieder aufgegriffen. "so normal wie Kaugummi kauen" ist ein Vergleich.
Inhalt:
Soweit sich mir ein noch viel tieferer, brillianterer Sinn nicht verschließt, geht es in diesem Lied zunächst um die Beziehung zwischen Männern und Frauen. Ich meine mit Beziehung weniger eine Beziehung im Sinne von "zusammen sein" sondern mehr im Sinne von "aufeinander einwirken". Es geht darum, wie verrückt und absurd sich Menschen im Hormonrausch oder Liebestaumel verhalten, jeder der schonmal so richtig verliebt war, wird sich bewusst sein, dass die Rationalität plötzlich egal ist und man von einer Dummheit in die Nächste wankt. Andererseits zeigt das Lied aber auch, wie verletzbar dieser Rausch machen kann. (Selbst die besten Blogautoren sind davor nicht gefeit!)
Betrachtet man das Lied über die fallenden Worte "Nation" und "Republik" könnte man aber auch die allgemeine Übersexualisierung der Gesellschaft hinein interpretieren. Alles und jeder muss immer und überall geil sein, an jeder Ecke, in jeder Werbung werden wir daran erinnert, dass das höchste und wichtigste Ziel der nächste Stich ist. Die ganze Welt läuft mit "Stangenfieber" herum und geht dann doch "allein nach Hause". Das könnte man, wenn man so will, dahingehend interpretieren, dass das vielleicht doch nicht das erstrebenswerteste Ziel ist. Oder etwa auch, dass diese vorgezeigten Ziele für die meisten Menschen nicht erreichbar, ja schlicht nicht real, sind.
Wie auch immer man diese Zeilen interpretieren mag, am Schluss folgt die wertvolle Botschaft, dass Homosexualität normal ist und die Leute das endlich akzeptieren sollten. Ansich eine gute Botschaft, obwohl ich sie in diesem Lied, so in den letzten zwei Zeilen, ein bisschen hektisch finde. Quasi auf den letzten Drücker: "achja, übrigens... worauf wir hinaus wollten... eine Ladung Sozialkritik haben wir auch noch dabei!"
Ich finde das Lied sowohl textlich als auch musikalisch ganz fetzig, es betrifft wohl so ziemlich jeden Menschen, denn vor den emotionalen Achterbahnfahrten mit dem anderen Geschlecht (oder auch mit demselben) ist wohl niemand verschont und früher oder später wird jeder Mensch solcherlei Erfahrungen machen. Das Lied erreicht somit eine ziemliche Allgemeingültigkeit.
Abschließend sei noch, auf Grund großer inhaltlicher Parallelen, auf ein ähnliches Lied der amüsanten deutschen Band "Knorkator" hingewiesen: alter Mann.
Wer weiß, vielleicht werd ich auf meine alten Tage ja doch noch Ärzte-Fan?
Die erste Strophe trumpft schon mit einer Alliteration "sieht sie" auf. Eines der beiden Adjektive in "sportlich moderne Herren" könnte man unter Umständen als Epitheton Ornans (schmückendes Beiwort) bezeichnen. "Heißer Blick" ist eine tote Metapher. Eine ganz wundervolle Metapher folgt in der nächsten Zeile: "frisch gestrichene Frauen" für stark geschminkte Frauen. In der letzten Zeile halte ich die "Republik" einfach für eine Verallgemeinerung. Paradigmatisch könnte man die Republik gut durch "überall", "im ganzen Land" etc. ersetzen.
Die zweite Strophe bietet vergleichsweise wenig Spannendes, lediglich das Sprichwort in der letzten Zeile "Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt".
Im zweiten Refrain macht die Wiederholung der Wortgruppe "Männer und Frauen" auf sich aufmerskam. Man kann von einer Repetitio sprechen. Eine Metapher ist "Männer und Frauen sind das nackte Grauen", eine tote Metapher ist "tief in die Augen schauen". Lustig finde ich in diesem Refrain auch die Doppeldeutigkeit: "versauen" ist hier zwar negativ im Sinne von "etwas nicht erreichen" gemeint, meines Erachtens schwingt aber auch das Konnotat "versaut" mit. Auch die Tageszeiten kommen als Motiv vor, die später wieder aufgegriffen werden.
In der folgenden Strophe findet sich die nächste Doppeldeutigkeit: "In den Büschen liegen" könnte natürlich auf sexuelle Handlungen hindeuten, andererseits bedeutet es aber auch "lauern, warten". Als Evidenz würde ich "mittags in den Büschen, abends im Park - Liebe/Hormone" sehen. Der Gedankengang es sei "Hormontreiben" wird durch die Aufzählung der beiden Tageszeitenbeispiele erklärt. "Romantische Schwärmer nennen es Liebe, ich würde sagen hier kann man Hormone bei der Arbeit sehen" ist Zynismus, vielleicht sogar Sarkasmus. Das "Romantisch" der Schwärmer ist ist übrigens wieder ein Epitheton Ornans, also ein schmückendes Beiwort.
In der nächsten Strophe findet sich ein sehr romantisch konnotiertes Bild: "Die Beleuchtung dimmen".
"Nation" ist wie schon "Republik" eher als Verallgemeinerung, denn als tatsächliche rechtsstaatliche Bezeichnung zu sehen. "Stangenfieber" ist offenbar ein Synonym für "notgeil" oder einen erigierten Penis. Möglich, höre ich hier zum ersten Mal. Die Tageszeiten werden hier interessanterweise durch Jahreszeiten "Frühling" und "Winter" ersetzt.
Die beste vielleicht nicht, zweifellos aber aber die bescheidenste Band der Welt! |
Inhalt:
Soweit sich mir ein noch viel tieferer, brillianterer Sinn nicht verschließt, geht es in diesem Lied zunächst um die Beziehung zwischen Männern und Frauen. Ich meine mit Beziehung weniger eine Beziehung im Sinne von "zusammen sein" sondern mehr im Sinne von "aufeinander einwirken". Es geht darum, wie verrückt und absurd sich Menschen im Hormonrausch oder Liebestaumel verhalten, jeder der schonmal so richtig verliebt war, wird sich bewusst sein, dass die Rationalität plötzlich egal ist und man von einer Dummheit in die Nächste wankt. Andererseits zeigt das Lied aber auch, wie verletzbar dieser Rausch machen kann. (Selbst die besten Blogautoren sind davor nicht gefeit!)
Betrachtet man das Lied über die fallenden Worte "Nation" und "Republik" könnte man aber auch die allgemeine Übersexualisierung der Gesellschaft hinein interpretieren. Alles und jeder muss immer und überall geil sein, an jeder Ecke, in jeder Werbung werden wir daran erinnert, dass das höchste und wichtigste Ziel der nächste Stich ist. Die ganze Welt läuft mit "Stangenfieber" herum und geht dann doch "allein nach Hause". Das könnte man, wenn man so will, dahingehend interpretieren, dass das vielleicht doch nicht das erstrebenswerteste Ziel ist. Oder etwa auch, dass diese vorgezeigten Ziele für die meisten Menschen nicht erreichbar, ja schlicht nicht real, sind.
Wie auch immer man diese Zeilen interpretieren mag, am Schluss folgt die wertvolle Botschaft, dass Homosexualität normal ist und die Leute das endlich akzeptieren sollten. Ansich eine gute Botschaft, obwohl ich sie in diesem Lied, so in den letzten zwei Zeilen, ein bisschen hektisch finde. Quasi auf den letzten Drücker: "achja, übrigens... worauf wir hinaus wollten... eine Ladung Sozialkritik haben wir auch noch dabei!"
Ich finde das Lied sowohl textlich als auch musikalisch ganz fetzig, es betrifft wohl so ziemlich jeden Menschen, denn vor den emotionalen Achterbahnfahrten mit dem anderen Geschlecht (oder auch mit demselben) ist wohl niemand verschont und früher oder später wird jeder Mensch solcherlei Erfahrungen machen. Das Lied erreicht somit eine ziemliche Allgemeingültigkeit.
Abschließend sei noch, auf Grund großer inhaltlicher Parallelen, auf ein ähnliches Lied der amüsanten deutschen Band "Knorkator" hingewiesen: alter Mann.
Wer weiß, vielleicht werd ich auf meine alten Tage ja doch noch Ärzte-Fan?