Dienstag, 28. Februar 2012

Trackshittaz - Woki mit deim Popo


Der Eurovision Songcontest. Ein mediales Großereignis, das angeblich sowieso keiner ernst nimmt, das angeblich von vorne bis hinten gestellt ist und weil dieses Ereignis so bedeutungslos und nichtig ist, sitzt ganz Europa und mehr (laut Wikipedia wurde das Spektakel 2011 etwa in New York vom Goethe-Institut vorgeführt) gebannt vor den Bildschirmen. Da ich keinen Fernsehanschluss habe und auch auf Ö3 weitgehend verzichte, hab ich die österreichische Vorentscheidung völlig verpasst und wurde erst durch den großartigen Lyrik-Leser "Havas" auf die diesjährigen Gewinner aufmerksam. Ich werde sein Video ebenfalls einbinden, da er eine schöne Übersetzung ins "Hochdeutsche" (jene die mich kennen, wissen, dass ich kein Anhänger des Begriffs bin... Aber das ist eine andere Geschichte!) gemacht hat und ich mir so die mühsame Übersetzung sparen werde. Auch werde ich mich bemühen - wie immer - völlig neutral über dieses Lied zu schreiben und mir alle weiteren "Facepalms"  zu verkneifen.

Lyrics:



Wia san am Start,
Klunker vierazwanzg Karat,  
unser Bier hot ah-zwa Grad,  
Mundort yeah wia zwa san Stars,  
plündern Bars, wia san am Start,
und olle Leit schrein
heya heya hey,  
wia san Party Indiana,
trogn de Federn auf de Kepf,
und jetzt aussa mit de Depf,
jetzt kummt de Nudlsuppn Gang,
Fruttn yeey,  
Scho laung kan soichen Jubel Trubel gseng,
und sie taunzn und sie shaken,
an de Stoungen an de Deckn,  
bin verzaubert Fruttn schau wie sa sie rekeln
aha

Geht scho Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
yeah yeah 
so gfoit ma des,
Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
wei wos i wü bist du!

Und i geh nei in Club,
de Ladies hom an Feinen Schmuck,
owa er is duat, duat,
wo man ned glei vamut,
i schau nur sie on
sie taunzt on da Stripstang
bin am Start
Oida zig Fraun
bei mir brennt nix aun.
Nudlsuppn Gang wos geht
und olle schrein, ho ho
Und de Weiba san am taunzn,
sie gengan nur low low
Sie wicklt mi uman Finger,
sie wü an winner winner
Und dann kanns springa springa,
Bootyshake, schlimma Finga.

Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh
Woki mit deim Popo,
yeah yeah 
so gfoit ma des,
Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh
Woki mit deim Popo,
wei wos i wü bist du!


Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh
Woki mit deim Popo,
yeah yeah 
so gfoit ma des,
Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh
Woki mit deim Popo,
wei wos i wü bist du!


Dei Popo hot Gefühle,
dei Popo is a Teil von dia,
sitz erm ned auf de Stühle,  
dei Popo hot a Meinung yeah,  
dei Popo wü Bewegung,
drum woki woki woki,  
dei Popo wü Begegnung,
geht scho gib erm wos a braucht,
Dei Popo wird ned müde,  
Dei Popo sogt wos aus von dia,
Kum shake erm er wüs wüd he,
so das des gaunze Haus vibriert,
dei Popo muas am Start sei,
drum woki woki woki,
dei Popo muas am start sei,
geht scho gib eam wos a braucht!


Geht scho
Woki mit deim Popo,  
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
Yeah Yeah
so gfoit ma des,
Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
wei wos i wü bist du!


Geht scho
Woki mit deim Popo,  
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
Yeah Yeah
so gfoit ma des,
Geht scho
Woki mit deim Popo,
Woki mit deim uh uh  
Woki mit deim Popo,
wei wos i wü bist du!

Rhetorik, Stilistik etc.

Besonders auffällig dürfte neben dem über weite Strecken relativ gut funktionierenden Paarreim (gelegentlich auch ein nicht weiter nennenswerter Kreuzreim: "Popo/uh/Popo/du") besonders der Dialekt sein, der wohl selbst unseren deutschen Nachbarn schon einen gordischen Knoten ins Sprachzentrum zaubern dürfte. Damit auch wirklich jeder bemerkt, dass das Lied in Mundart vorgetragen ist, weisen die Interpreten stolz selbst schon in der vierten Zeile der ersten Strophe darauf hin. "Mundoat yeah, wia zwa san Stars". Damit auch unsere nicht österreichisch-sprachigen Nachbarn in den Genuss dieser intellektuellen Granate kommen, hat dieser brilliante Mann (http://www.havas.at/)  das Lied im Rahmen seiner beliebten Lyriklesungen ins "Hochdeutsche" übertragen. Hier also Havas Lyriklesung "Woki mit deim Popo" in verständlichem Deutsch:




Neben der Benutzung des Dialekts und des Endreims finden sich in dem Lied jede Menge Anaphern, hauptsächlich im Refrain, Ausrufe wie "yay" oder "heya hey" lassen sich als Exclamatio bezeichnen, wobei ich sie zusätzlich auch noch zur Onomatopoesie zählen würde. Mit der Nudelsuppen-Gang findet sich eine Doppeldeutigkeit, denn die Nudel kann man auch als Penis interpretieren. "bootyshake", "Strip-Stoung", "shaken" sind Barbarismen. Man könnte das ganze auch Anglizismen nennen, aber es ist mir ein großes Anliegen einmal die Stilbildungsfigur "Barbarismus" in diesem Blog zu erwähnen, zumal mir das Wort passender zu diesem Lied erscheint.
Auffallend und meines Erachtens unnötig ist der unreine Reim in der zweiten Strophe "duat/vamut". Es ist mir absolut nicht verständlich, wieso hier nicht auf "vamuat" gereimt wurde. So bleibt ein hässlicher Stilbruch, dem man zwar Absicht hineininterpretieren könnte, unter den gegebenen Umständen (...ein Lied, dessen Titel die Aufforderung zum Po Wackeln ist) interpretiere ich es jedoch als schlampigen und unüberlegten Fehler.

Inhalt, Interpretation und Facepalm:
Das Lied handelt von zwei ganz besonders tollen Jungs, die durch Discotempel ziehen um in Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht zu kommen und dessen Gesäße zu glorifizieren. Alles in allem hoffe ich, dass dieses ganze Lied mit einer gehörigen Portion Selbstironie gewürzt ist und diese beiden Spassvögel sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Eine Frage, die sich an dieser Stelle allerdings nicht beantworten lässt.
Über Provokation in der Musik schrieb ich zum Beispiel schon bei meinem letzten Eintrag, jedoch bezog ich mich dabei auf die dunkle Musikszene. Dass es Provokation, besonders aber sexistische in der Mainstreammusik auch gibt, ist nichts Neues. Erinnert sich noch jemand an diese Peinlichkeit? Alex C feat Y Ass - Du hast den schönsten Arsch der Welt. Ich seh es an dieser Stelle nicht als meine Aufgabe mit Feminismus und Genderstudies anzurücken. Solange sich Frauen für solchen Unsinn freiwillig hergeben, seh ich diese Bereiche sowieso als Donna Quichotes Kampf gegen Windmühl_Innen.
Auch in der amerikansichen Popmusik finden sich reihenweise ähnliche Texte und im Hiphop sowieso.
Hier leisten die Trackshittaz also nichts Innovatives. Auch mit dem Mundart-Hiphop sind sie nicht die Ersten und meines Erachtens auch nicht besten Vertreter Österreichs.
Ich will an dieser Stelle dem Lied allerdings nicht seine Existenzberechtigung absprechen, zumal ich mir nicht sicher bin, ob meine Schwester nicht schulterzuckend "beim Fortgehn kann man gut dazu shaken" anmerken würde. Es mag also durchaus seinen Sinn haben und in bestimmten sozialen Schichten und unter gewissen Umständen (wie etwa bei übertriebenem Alkoholmissbrauch) seine Fans erreichen. Der Erfolg gibt den Trackshittaz Recht.
Jedoch habe ich ein gewaltiges Problem mit dem Lied. Nämlich das, dass es als Österreichs Vertreter zum Eurovision Songcontest geschickt wird. Egal wie unsinnig dieses Event sein kann, Österreich tritt mit einem Lied an, das zum Popowackeln auffordert! Das mag einen minimalen Skandalfaktor auf seiner Seite haben, der dadurch verloren geht, dass keiner den Text versteht. Bleiben zwei abgeschleckte Chavs, die für ganz Europa (und darüber hinaus) im Auftrag Österreichs zum Arsch Wackeln auffordern - jedenfalls für jene, die irgendwo die Übersetzung des Titels erhaschen.
Ist das die Message, die Österreich an die Welt zu schicken hat? 


Und ich mache hier den Trackshittaz absolut keine Vorwürfe. Der Vorwurf geht an die Institutionen des Österreichischen Rundfunks, die unter anderem einen Bildungsauftrag haben. Dieser wird mit Ö1 und ORF2 und 3 zu einem gewissen Grade sicherlich erfüllt, bloss erscheint es mir völlig irrsinnig zur selben Zeit jenen Bildungsauftrag auf den Plattformen, auf denen er am notwendigsten wäre – namentlich Ö3 und ORF1 – mit Füßen zu treten. Wenn das deutsche Privatfernsehen sein Karussel der Peinlichkeiten kreiselt, ist das traurig. Wenn das österreichische Staatsfernsehen auf dieses Karussel aufspringt, ist das absolut inakzeptabel. Ein Vorzeige-Rüpel wie Sido hat im Staatsfernsehen nichts zu suchen und in weiterer Folge auch die Trackshittaz nicht.  Das hat auch nichts mit Zensur zu tun, sondern mit Vorbildwirkung und gutem Geschmack. Und wer zieht hier wo die Grenzen? Liebe ORF-Leitung, wie wärs mit einer österreichischen Version von Jackass?

Und nochmal: Nichts gegen die Trackshittaz... die tun nur, was sie eben tun. Aber der ORF tut nicht, was er tun sollte: Nämlich aufpassen, was und wer im Programm landet. Deshalb widme ich die nachfolgende Facepalm-Reihe dem versäumten Bildungsauftrag des Österreichischen Rundfunks.
Danke!
Dem ORF-gewidmete abschließende Facepalm-Serie:











Freitag, 17. Februar 2012

Hanzel und Gretyl - Fukken uber death party

Es war einmal... heute: Die Märchenstunde!

Da ich derzeit an einer Proseminararbeit feile, in der es unter anderem um Klischees über die deutsche Sprache im fernen Ausland gehen soll, fiel mir wieder Hänsel und Gretel ein. Oder genauer gesagt: Hanzel und Gretyl. Ein Musikprojekt, das seit 1993 darauf erpicht ist, mir Stoff für meine Proseminararbeit zu liefern oder anders ausgedrückt, seit knapp 20 Jahren darauf aus ist, die deutsche Sprache zu biegen, zu brechen, zu martern, ja geradezu zu vergewaltigen.
In dieser Zeit hatten sie es zur Vorband von Marilyn Manson, Rammstein oder auch Slipknot geschafft, aber erst mit dem heutigen Tage schafften sie es, als erste amerikanische Band, in diesem Blog zu landen!



Lyrics:
F.U.K.K.E.N.
U.B.E.R.
F.U.K.K.E.N.
U.B.E.R.

  Let's get this Toten party started mach schneller!
Let's get this Toten party started mach schneller!
Let's get this Toten party started mach schneller!
Let's get this Toten party started mach schneller!

Bring in die Frau mit der Schnaps und Bier!
Bring in die Frau mit der Schnaps und Bier!
Bring in die Frau mit der Schnaps und Bier!
Bring in die Frau eins, zwei, drei, vier!

FUKKEN
UBER
DEATH
PARTY
FUKKEN
UBER
DEATH
HALT

Ich bin der Kraut mit der großen Schnitzel!
Ich bin der Kraut mit der großen Schnitzel!
Ich bin der Kraut mit der großen Schnitzel!
Ich bin der Kraut mit der großen Schnitzel!

FUKKEN
UBER
DEATH
PARTY
FUKKEN
UBER
DEATH
   
*stark verzerrte Sprachsamples, vermutlich aus Hitler-Reden*

FUKKEN
UBER
FUKKEN
UBER

FUKKEN
UBER
DEATH
PARTY
FUKKEN
UBER
DEATH

Rhetorik, Inhalt etc.
Die rhetorische Brillianz des Liedes hält sich dezent in Grenzen, es wiederholen sich immer die selben Elemente, wobei wir unter diesen spannenden Bedingungen immerhin auf drei verschiedene Strophen kommen, die aus vier Zeilen bestehen, die sich inhaltlich exakt wiederholen. Lediglich in der zweiten Strophe bricht die letzte Zeile ab um statt dessen von eins bis vier zu zählen...
Fukken. Obwohl das Wort gewisse ähnlich klingende Assoziationen im Deutschen hervorrufen mag, bin ich diesem Wort auf den Grund gegangen: Neben der einen oder anderen Information, die ich wirklich nicht bekommen wollte (Verweise auf 4chan, ich weiß ja, wieso ich diese Seite immer gemieden habe...) soll "fukken" Internetslang sein und es bedeutet:

 1. fukken
 Another word for the word "fucking". Used by deep-into-computer-ppl Not the i'm fucking someone word, but the i'm fucking good word. 
Why are you even asking this? Are you dense? I'm fukken batman!
"Fukken" ist also etwas positives. Das darauf folgende "uber" ist eines der ganz besonders klischeebelasteteten deutschen Worte, das seinen Ursprung irgendwo zwischen Nazi-Uber-Soldaten (bsp. aus diversen Videospielen) und der völlig falsch interpretierten Grundidee dahinter, Nietzsches "Über-Mensch" haben mag. Es scheint einen gewissen Grundschatz von deutschen Wörtern zu geben, die weltweit, aber besonders im englischen Raum mit der deutschen Sprache in Zusammenhang gebracht werden und die generell auch bei nicht vorhandenen Deutsch-Kenntnissen von Deutsch-Fans gerne irgendwo mitten in ihre englischen Kommentare gepostet werden. Nennen wir es einfach deutsche "Uber-Worte", denn "über" ist definitiv eines von ihnen. Dass die Ü-Striche und Umlaute generell schon mal weg fallen können, darf man einfach nicht so engstirnig sehen. "Über" ist in dieser Funktion meistens ebenfalls als ein Wort  zu verstehen, das etwas positiv steigert und eine Stufe höher setzt. Es eben "über" den Normalzustand setzt. Wenn man davon ausgeht, dass es sich um ein deutsches Lied handelt, wären natürlich alle englischen Worte Anglizismen, wie sinnvoll das im Falle dieses wahnwitzigen Hybrid-Textes aus Englisch und Deutsch wäre, ist fraglich. 
Wir haben also eine "fukken uber death party". "fukken" und "uber" sind also beides Worte, die etwas zum Positiven steigern, also ersetze ich sie auf paradigmatischer Ebene durch Worte mit ähnlicher Funktion um den Sinn ein bisschen klarer darzustellen: "super mega Todes Party" wäre etwa eine Möglichkeit. Man könnte "über" natürlich auch im Sinne von "über dem Tod" also "den Tod überwinden" verstehen, was meines Erachtens aber durch den üblichen Sprachgebrauch des Wortes "uber" auszuschließen ist. Dennoch die Mehrdeutigkeit besteht und beschert dem Lied damit eine Tiefe, die ich ihm weder zugetraut hätte, noch zugestehen will.
Auf zur ersten Strophe: "Lets get this Toten Party started - mach schneller". Fangen wir mit dieser Toten-Party schneller an. Da diese Band ziemlich eindeutig und provokativ NS-Stilistik einsetzt und generell gerne mit Nazi-Klischees spielt, kommen bei mir bei diesen Zeilen Bilder aus Konzentrationslagern hoch, was entweder auf morbide Züge meinerseits oder größte Geschmacklosigkeit seitens der Band hinweist. 
Strophe zwei bedient sich da schon freundlicheren Klischees über das deutsche Volk. Da kommt Oktoberfest-Stimmung auf: "Bring in die Frau mit der Schnaps und Bier!". So fröhlich wie auch in dieser Strophe "denglisch" gesprochen wird, ist es wohl den Aufwand nicht wert sich hier über den fehlenden Dativ beim Artikel des Schnapses zu ärgern, zumal ja gerade diese Schlampigkeiten die Reize des amerikanischen Klischee-Deutschs und somit auch dieses Liedes ausmachen.
Hier wird rhetorisch raffiniert die vierte Zeile verändert: das "mit der Schnaps und Bier" wird durch "eins, zwei, drei, vier" ersetzt, ein rhetorisch geschickter Kunstgriff, da sich "vier" nach wie vor auf das "Bier" der dritten Zeile reimt. Überdies fällt das Zählen bis Vier natürlich ebenfalls in die Kategorie "Uber-Deutsch". Das auf Deutsch Zählen ist selbst in deutschen Liedern eine höchst beliebte Disziplin, zeugt sie doch von überragenden arithmetischen Fähigkeiten, welche man zweifelsohne in der Musik demonstrieren sollte. Andere berühmte Beispiele für den kunstvollen Einsatz deutscher Zahlen sind beispielsweise: Oomph! - Augen AufRammstein - SonneTerminal Choice - Keine MachtFarin Urlaub Racing Team - zehn .
Aber in der dritten Strophe kommt alles noch besser: "Ich bin der Kraut mit der großen Schnitzel".
"Kraut" war eine stereotype Bezeichnung für Deutsche, meist deutsche Soldaten während des zweiten Weltkriegs. (Wikipedia: Kraut) "Mit" verlangt den Dativ, das sagt sogar der Duden, aber wieso sollte man den Dativ plötzlich verwenden, wenn man ihn doch schon in der zweiten Strophe so erfolgreich ignoriert hat? Das dativlose "Schnitzel" würde ich persönlich wieder als eines dieser klassischen "uber-deutschen" Worte bezeichnen. Schnitzel und Sauerkraut kennt man. Zusätzlich würde ich es in dieser Redewendung auch nicht falsch finden, wenn man Schnitzel als Metapher für das männliche Geschlechtsorgan interpretiert. Aber das kann natürlich auch völlig weit hergeholt sein.
Damit das Ganze dann noch deutscher wirkt, folgt noch dieses verzerrte und unverständliche Sprachsample, das vermutlich irgendeine Hitler-Rede sein dürfte, zumindest aber so klingt.
Auffallend in bestimmten Richtungen der dunklen Musik ist der Zwang zu provozieren. Viele Bands erreichen dieses Ziel durch übertriebenen Uniform-Fetischismus und das gewagte Spiel mit Symbolik aus dem Nationalsozialismus. Viele dieser Bands haben jedoch keinerlei rechtsradikale Absichten, distanzieren sich davon oder bezeichnen sich als unpolitisch. Wenige sind tatsächlich rechtsradikal, diese stehen meist auch dazu. Gemeinsam haben jedoch alle, dass über ihre mögliche politische Ausrichtung debattiert wird. So natürlich auch bei Hanzel und Gretyl, was bei einem solchen Albumcover auch nicht weiter verwunderlich sein dürfte...


Von der Farbwahl über die Totenköpfe zu den Blitzen, hier wird mit Symbolik gespielt, die sich im deutschsprachigen Raum in die Nähe der Verfassungsgrenze begibt. Auf den ersten Blick mag Hanzel und Gretyl vielleicht wie eine rechtsradikale Band wirken, jedoch wurde auf den völlig unsinnigen Text bereits eingegangen. Es bleibt zu dieser unleidigen Frage zu sagen: Hanzel und Gretyl ist von vorne bis hinten nicht ernst zu nehmen. Das ergibt eine Betrachtung aller ihrer Texte, die zwar gehäuft mit Worten und Floskeln aus dem Nationalsozialismus sein mögen, diesen aber durch ihre völlig willkürliche Verwendung und Konstruktion jegliche Ernsthaftigkeit entziehen. Kein Mensch, der diese Texte tatsächlich versteht, weil er sowohl der deutschen als auch der englischen Sprache mächtig ist, kann dieser Band ernsthaft rechtsradikales Gedankengut unterstellen.
Des Weiteren, würde diese Band ansatzweise rechtsradikal sein, würde sie definitiv nicht hier in dem Blog landen. Es handelt sich um Satire und Nonsens mit nicht allzuviel gutem Geschmack. Ob ein solches Projekt notwendig ist?
Definitiv, denn Pionieren wie Hanzel und Gretyl oder auch Rammstein habe ich es zu verdanken, dass in der internationalen Bevölkerung das von mir hier geprägte "Uber-Deutsch" existiert, das die Grundlage für meine Proseminararbeit bildet. Wer weiß was ich mir sonst für ein Thema suchen hätte müssen? In diesem Sinne... danke rothaarige Gretel und Stahlhelm Hänsel.











Dienstag, 14. Februar 2012

Deichkind - Illegale Fans


Schönen Tag, Blog! Long Time no see!
Heute möchte ich mit einer kleinen Runde Was ist Was beginnen. Denn wisst ihr, was Millenials sind?

Als Millenials bezeichnen Soziologen quasi die erste Generation, die mit Handy und Internet in ihrem natürlichen Lebensraum aufwächst. Vietnamkrieg, Kalter Krieg und Tagespolitik interessieren den Millenial wenig, sein Leben ist ruhig und geregelt, kein Grund sich also aufzuregen, die Politik regelt doch alles ganz vernünftig, der Computer läuft, das Auto ist vollgetankt, alles in allem ist alles gut. Millenials sind unkompliziert, sie regen sich nicht auf, solange sie ihr gesichertes Leben schön weiter leben können. 
Weiterführende Literatur: Wikipedia
Eine entscheidende Wende im Leben der gutmütigen und vielleicht auch etwas naiven Millenials begann im Jahr 2004, wenn sie auch Europa und den deutschsprachigen Raum erst nach und nach erreichen sollte. Bis dahin wusste jedes Kind, dass das Internet eine gefährliche Spielwiese ist und man mit persönlichen Daten aufpassen muss. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, sich irgendwo mit richtigem Namen anzumelden. Mit der Erfindung von Facebook im Jahr 2004 sind aber selbst diese Bedenken längst vergessene Mythen aus alten Tagen und von der richtigen Emailadresse, über das Geburtsdatum und die politische Einstellung, bis zu Name und Verwandtschaft wird alles bereitwillig und freiwillig zur Verfügung gestellt. Warum auch nicht, schließlich ist man ja kein Verbrecher und hat auch nichts zu verbergen.
Oder vielleicht doch? Wie ist es sonst zu erklären, dass der gemeine Millenial, dem die Politik meistens weitgehend egal ist, solange sie sich nur von selbst regelt, plötzlich wutentbrannt aufspringt um den Kampf gegen den natürlichen Feind ACTA aufzunehmen? 


Was wird mit diesem Blog geschehen? Ich weiß es nicht. Aber vermutlich verstoße ich laut ACTA gegen jede Menge Copyrights, auch wenn ich damit niemandem schade und nur anaylsiere und dokumentiere. Ich nutze also die verbleibende Zeit und schreibe noch einen Blog-Eintrag, bevor die Blendgranaten der ACTA-Special Forces durch die Scheiben fliegen und mich diese bestens ausgerüsteten Spezialkommandos in irgendein dunkles Hochsicherheitsgefängnis schleifen, wo ich dann für meine Copyrightverstöße zwischen anderen Schwerverbrechern, die heimlich MP3s, Filme und Serien heruntergeladen haben, für meine Kapitalverbrechen büßen werde.
Viel zu langer Einleitung kurzer Sinn: Deichkind haben sich ganz aktuell diese Thematik ebenfalls ins Bewusstsein gerufen und selbige mit dem Titel "Illegale Fans" vertont und auch gleich einen Videoclip dazu abgeliefert:



Lyrics:

»Acht Millionen, schieß doch, Bulle, schieß doch! Schieß!«

Wir tanzen um den Feuerberg aus lodernden CDs
die Netzwerke sind scharfgestellt in unseren WGs
Dort fahr'n wir die Systeme hoch und wippen uns in Rage
99 Cent fürn Track verpuffen in der Blase
Die Dixie-Klos vom Hurricane schenken wir Lars Ulrich
dort kann er gerne kacken gehen, Hacker sind geduldig
keine Macht für Niemand, wir werden uns nicht stellen  
ihr seid das Imperium und wir sind die Rebellen

Wir sind illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
illegale, radikale, digitale Fans  

Dieses Lied ist leider nicht verfügbar in Ihrem Land  
Unsere Antwort kennt ihr sicher, sie heißt Widerstand
Sechs Milliarden Terrabyte die Leitung brennt wie nie  
Das hier ist kein Klingelstreich, das ist Anarchie
Fuck Saturn und MediaMarkt, euer Kaufhaus müffelt  
Wir schließen eure Tore zu und schlucken dann den Schlüssel.  
Ihr wollt Krieg den könnt ihr haben, wir laden die Waffen
Wir sind keine Einzeltäter, man, wir sind die Massen  

Wir sind illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
Illegale, radikale, digitale Fans

Wir sind... illegale Fans.
Wir sind... illegale Fans.
illeg... illeg... illegale Fans
digi... digi... digitale Fans
Illegale Fans.
Illegale Fans.

Wir sind neu und haben Verstand, ihr könnt uns überhaupt nichts
Wir zerbröseln eure Strategien mit jedem Mausklick  
Ihr sagt wir sind verboten, weil wir zocken, stehlen, greifen  
IP-Adressen sind gefälscht, wir gehen über Leichen
Ihr sagt wir sind kriminell, doch wir sind nur die User
Im Knast saugen wir weiter, Copyrights sind was für Loser
Tupac, Kurt und Marley, der Shit ist für uns alle da
Wir sind zu viel, wir sind zu nah, wir sind zu schnell: ihr könnt uns mal

illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
illegale, illegale, illegale Fans
Illegale, radikale, digitale Fans


Aufbau, Rhetorik, Metaphern...
Das Lied hat drei Strophen zu acht Zeilen, die jeweils in vier Paarreimen gereimt sind. Nach der ersten, zweiten und dritten Strophe folgt jeweils der Refrain. Die aller erste Zeile ist eine Art Auftakt, die nicht zur restlichen Strophenstruktur passt. Auffallend ist auch, dass der Refrain bei der zweiten Wiederholung erweitert ist und seine Elemente dekonstruiert werden. 
Die Zeilenenden der Strophen sind mehr oder weniger gut gereimt, auffallend, wenn auch vielleicht nicht beabsichtigt ist, dass in den ersten beiden Strophen sich die ersten beiden Zeilenpaare jeweils gut reimen, während das dritte Zeilenpaar plötzlich in einem unreinen Reim endet: "Ulrich/geduldig" oder in der zweiten Strophe: "müffelt/Schlüssel". Das vierte Zeilenpaar reimt sich dann wieder wunderschön. 
Auch wenn es keine eindeutige Alliteration sein mag, so fällt auf, dass im ganzen Text sehr häufig "wir" wiederholt wird, oftmals auch am Zeilenanfang und selbst im Refrain, womit auf semantischer Ebene sicherlich der vermittelte Standpunkt der Band unterstützt wird und ganz klar gezeigt wird, auf welcher Seite sich Deichkind sieht.
Einen kleinen Vulgarismus bietet die erste Strophe: "Lars Ulrich kann kacken gehen". An dieser Stelle sei gesagt, wo sie recht haben, haben sie recht.
Auch auffällig sind die ganzen Allusionen, also Anspielungen beziehungweise in diesem Fall oftmals Referenzen an die Popkultur: "Ihr seit das Imperium und wir sind die Rebellen" verweist etwa relativ eindeutig auf Star Wars, was durchaus Sinn macht, denn auch der Starwars Schöpfer "George Lucas", genau wie der schon genannte "Lars Ulrich"- Drummer der Band Metallica - machte sich in der Vergangenheit einen schlechten Ruf bei Fans indem er selbige wegen nichtigen Copyright-Verletzungen verklagte. Weitere Popkultur Referenzen sind natürlich die Kultmusiker: Tupac, Bob Marley und Kurt Cobain. Sie alle haben gemein, dass sie sich um Copyrights keine Gedanken machen, denn sie sind tot.
Auch nennen möchte ich das "Hurricane" von dem in der ersten Strophe die Rede ist, da es vielleicht nicht jedem bekannt ist: Es handelt sich dabei um ein Musikfestival in Deutschland.
"Dieses Lied ist leider nicht verfügbar in ihrem Land" - Eine Textzeile, die besonders Youtube-Nutzern aus Deutschland öfter begegnen dürfte und nur ein erster drohender Schatten des Copyright-Massakers ist, welches ACTA möglicherweise mit sich bringt.
soso, es tut ihnen Leid?

In der dritten Strophe die Verben "Zocken, stehlen, greifen" würde ich als Enumeration, also als Aufzählung betrachten. Gleich in der nächsten Zeile finden wir eine Hyperbel: "IP Adressen sind gefälscht, wir gehen über Leichen". Eine gefälschte IP Adresse ist sicherlich nicht mit Mord oder Totschlag gleichzusetzen, auch wenn die Industrie die Gesetzlage mit ACTA offenbar dahingehend allzu gern ändern möchte. "Über Leichen gehen" würde ich im übrigen generell als tote Metapher betrachten. Diese Redewendung ist im alltäglichen Sprachgebrauch mittlerweile fest verankert, den meisten Menschen wird dabei jedoch nicht bewusst sein, dass sie die toten Menschen metaphorisch gebrauchen und die meisten Menschen werden hoffentlich auch nur in den seltensten Fällen tatsächlich über Leichen gehen. "wir laden die Waffen" ist wohl auch eher im Sinne des down- bzw. uploadens gemeint und nicht das tatsächliche Nachladen von Waffen. 
Das mehrmalige Wiederholen im Refrain betrachte ich als Hervorhebung oder Betonung und somit als Emphase: "illegale, illegale, illegale Fans". Unter Umständen könnte man das wohl auch als Geminatio betrachten.


Inhalt:
Viel zum Inhalt möchte ich nicht mehr sagen, da ich doch im vorigen Teil schon auf einige Aspekte eingegangen bin. Das "wir" in diesem Lied ist sehr stark, es erinnert an die Flyer, die von Anonymous immer wieder verteilt werden. Auch sie greifen ganz stark den "wir sind die Masse/Legion" Gedanken auf. Hierbei sei extra hervorgehoben, dass es sich um meine persönliche Assoziation handelt, ob diese deckungsgleich mit den Ideen von Deichkind ist, weiß ich nicht. Die erste Zeile des Liedes »Acht Millionen, schieß doch, Bulle, schieß!« kann ich nicht zuordnen. Vielleicht handelt es sich dabei um irgendein bekanntes Sprachsample oder Zitat, mir persönlich sagt diese Zeile nichts. Auch nicht wieso gerade von Acht Millionen die Rede ist. Bezogen auf die Einwohner Österreichs etwa, würde das Sinn ergeben, da Deichkind aber eine deutsche Band ist, ist mir nicht klar, was genau die acht Millionen andeuten sollen. Sonst bleibt nicht mehr viel zu sagen:
JEDE und JEDER von uns hat eine illegale MP3, einen Film, eine Serie oder schonmal ein Foto per Email verschickt, das sie oder er irgendwo im Internetz gefunden hat, lustig fand und weiter verschickt hat ohne dafür die Copyrights zu besitzen. JEDE und JEDER hat schonmal auf Youtube ein Musikvideo angesehen ohne zu wissen, ob der Uploader dafür die Copyrights besaß. JEDE und JEDER ist ein illegaler Fan. Und das sagen uns Deichkind schon im Titel ihres Liedes.

Ich wünsche euch allen noch ein schönes Leben, man sieht sich dann im Gefängnis...



Dieses Bild fand ich auf 9gag, jedoch ist davon auszugehen, dass der dortige Nutzer
es von irgendeiner anderen Meme-Seite gestohlen hat. Thats how the internet works.